Kultur

Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem “testiert“ Sonderstati ungeprüft

Causa “Marie Sophie Hingst“


Symbolbild für Holocaustopfer (Quelle: Pixabay)
Holocaust Memorial Berlin
(Quelle: Pixabay)
GDN - Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hat in 22 Fällen einen Opferstatus in Bezug zum Holocaust öffiziell “testiert“ und hierfür “Pages of Testimony“ ausgestellt - ohne diese Eingaben zu prüfen: Eine Medienanfrage bei einem Stadtarchiv hat die Wahrheitswidrigkeit dieser “Testate“ ergeben.
Eine deutsche Historikerin hat eine jüdische Famileingeschichte mit 22 dur ch die Nazis ermordete Vorfahren frei erfunden, um damit einen Blog zu betreiben, Preise und Ehrungen einzuheimsen sowie Buchprojekte und Top-Jobs zu ergattern. Zur “Fundierung“ dieser Legende hat diese Bloggerin die betreffende Opferlegende zur offiziellen Registrierung an die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem geschickt: Und dort - offenbar ohne jeder Gegenprüfung - auch hoch-offiziell bestätigt bekommen.

Zu diesem aktuellen Vorgang verlinkt der Verfasser den nachfolgenden detaillierten Medienbericht hierzu:
https://www.spiegel.de/plus/marie-sophie-hingst-die-historikerin-die-22-holocaust-opfer-erfunden-hat-a-00000000-0002-0001-0000-000164179841

Und zitiert aus diesem wie folgt:

“Was vielleicht nicht so schlimm wäre, wenn die Historikerin nur harmlose Spekulationen unter die Leute gebracht hätte. Tatsächlich aber hat Hingst die Namen von 22 angeblichen Holocaust-Opfern, allein acht davon aus Stralsund, dem Archiv der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem gemeldet - 22 Menschen, von denen die meisten gar nicht existierten. Die Unterlagen des Stadtarchivs und weitere Quellen zeigen: Nur drei Personen haben wirklich gelebt. Keiner von ihnen war Jude, keiner wurde ermordet.“
“Auch Hingst bemüht sich um die Nähe zur jüdischen Community. Sie moderiert Podiumsgespräche für den Förderkreis des Berliner Holocaust-Denkmals, arbeitet für das Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien in Berlin-Brandenburg und engagiert sich in der Jewish Society des Dubliner Trinity College.“

“Wer Hingst bei Twitter folgt, bekam aber auch ein Foto des Schreibens aus Yad Vashem zu sehen, mit dem ihr für die Übergabe der angeblichen Familiendokumente gedankt wurde. 15 Formulare hatte sie am 8. September 2013 handschriftlich ausgefüllt und unterschrieben, 7 weitere wurden digital versandt. Mit diesem Schritt hatte sich Marie Sophie Hingst erstmals in die Parallelwelt einer zweiten, fiktiven Existenz begeben: (...)"
“(“¦) als Kind einer jüdischen Familie, die viele Angehörige im Holocaust verlor - und die es in Wirklichkeit niemals gab.“

Alles das hat die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, die sich selber weltweit als “Authority“ in Fragen der Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung zum Holocaust deklariert und geriert, offenkundig vollkommen ungeprüft “testiert“ und amtlich als vermeintliche Wahrheit verbreitet.

“Die väterliche Familie Hingst ist im Konvolut falscher "Pages of Testimony", wie die Opferblätter in Yad Vashem genannt werden, gleich achtmal vertreten. (...)"
“(“¦) Die Existenz von sechs Personen, die sie in Jerusalem nannte, alle angeblich Brüder ihres Großvaters, konnte das Stralsunder Archiv ausschließen, die Namen fehlen in den vollständig erhaltenen Akten des Standesamts.“

“Nebenden 14 Opferblättern für die Familien Hingst und "Brandel" hat die Historikerin noch acht weitere Dokumente für im Holocaust umgekommene Personen mit den Familiennamen "Rosenwasser" und "Zilberlicht" eingereicht, hier soll es sich offenbar um ihre mütterlichen Vorfahren handeln. Diese Menschen tauchen allerdings sonst in ihren Erzählungen nie auf.“
“Tatsächlich haben die von Hingst in Yad Vashem gemeldeten Personen nirgendwo Spuren hinterlassen: Weder in den Digital Collections des International Tracing Service noch im Archiv der Gedenkstätte Auschwitz, noch im Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland sind die Namen der 22 angeblichen Holocaust-Opfer auffindbar.“

Gleichwohl war die “Authority“ Vad Vashem nach Lage der Dinge nicht zur Falsifizierung der betreffenden Fake-Angaben in der Lage. Eine Falsifizierung musste vielmehr durch eine Berliner Historikerin, eine Anwältin sowie einen Genealogen und einen Archivar erfolgen:
“Die vielen Unstimmigkeiten sind aufmerksamen Lesern irgendwann aufgefallen. Die Historikerin Gabriele Bergner aus Teltow bei Berlin - sie gilt als Expertin für internationale Personenrecherchen - zählte zu den Ersten, die einen Verdacht schöpften. Bald bildete sich um sie ein kleines Team von Rechercheuren, darunter eine Anwältin, ein Genealoge und ein Archivar, die sich per Mail über die jeweils neuesten Hirngespinste von Marie Sophie Hingst austauschten.“

“Bleibt nur noch die Frage, wie Yad Vashem mit den gefälschten "Pages of Testimony" umgeht. (...)"
“(“¦) Am Anfang dieser Woche hat der Stralsunder Oberbürgermeister das Auswärtige Amt in Berlin auf die "Falschdarstellung" in den Opferbögen hingewiesen und darum gebeten, die Gedenkstätte Yad Vashem offiziell zu informieren.“

Auf der Grundlage der Nachforschungen der oben genannten Vierergruppe aus Historikerin, Anwältin, Genealogen und Archivar wurde sodann durch einen gewöhnlichen Journalisten der Nachweis der Fälschung erbracht: Und zwar im Wege eines Auskunftsersuchen gegenüber einen einfachen Stadtarchiv:
“Den drei Männern vom Archiv war die Angelegenheit sichtlich unangenehm. Etwas verlegen saßen sie an diesem Nachmittag Anfang April in einem Büro des Stralsunder Stadtarchivs. Vor ihnen auf einem runden Tisch lagen Aktenordner sowie großformatige Kopien mit Stammbäumen und anderen biografischen Angaben - eine kleine Präsentation für den Redakteur aus Hamburg.“

“Marie Sophie Hingst, die "Dame aus Dublin", so erklärte einer von ihnen gleich zu Beginn des Gesprächs, verbreite öffentlich "Legenden" über Stralsunder Bürger. "Eine entsetzliche Geschichte" sei das, man gebe hier "Menschen eine falsche Identität".“
“Ihre Namen möchten die Herren vom Archiv nicht im SPIEGEL gedruckt sehen, man spreche hier nur als Institution, als staatliche Instanz. "Frau Dr. Hingst", so lautet das quasiamtliche Urteil der Archivare, habe sich eine fiktive Familiengeschichte angeeignet. "Bis auf einige Namen ist alles frei erfunden."

Man möchte eigentlich meinen, dass die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem solche Nachforschungen selber anstellt: Bevor durch diese Opferstati mit weltweiter Wirkung hoch-offiziell “testiert“ und amtlich verbreitet werden. Das ist - wie aus diesem Fall zu schließen ist - scheinbar nicht der Fall. Zur Erteilung solcher “Testate“ genügt offenbar das bloße Ausfüllen eines Formulars: Ohne jeder Nachprüfung der dortigen Darstellungen.
Und das ist nach dem Dafürhalten des Verfassers der eigentliche Skandal - der im Zuge der Enthüllung der Causa “Marie Sophie Hingst“ nun offenkundig geworden ist. Denn verantwortlich für die Wahrhaftigkeit von Testaten muss schon in erster Linie deren Aussteller/in sein: Alleine diese/r setzt die entsprechenden Rechtsscheine in die Welt. Insofern muss sich die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hier allzu große Nachlässigkeit vorhalten lassen; Was durch diese Causa "Marie Sophie Hingst" schlicht nachgewiesen wurde.
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